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Wie wurde früher visualisiert?

  • Autorenbild: Vasileios Lagaris
    Vasileios Lagaris
  • 17. Feb. 2023
  • 3 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 21. März

Die Visualisierung eines Gebäudes fand bereits vor über 200 Jahren bereits statt.


Quelle: Von Bernardo Bellotto - Ausblick Dresden vom rechten Elbufer unterhalb der Augustusbrücke in Richtung Semperoper


Heute ist diese Form der Visualisierung für den Laien besser bekannt als ein Gemälde. Der korrekte Ausdruck für eine solche Malerei ist jedoch "Vedute". Der Begriff stammt aus dem Italienischen "Veduta" und bedeutet so viel wie "Ansicht" oder "Aussicht". Die Vedute ist auch unter dem Begriff der Stadtvedute bekannt.


„Eine Stadtvedute ist in der bildenden Kunst die wirklichkeitsgetreue Darstellung einer Landschaft oder eines Stadtbildes.“

Die Vedutenmalerei ist ein Genre der Landschaftsmalerei. Bereits im 17. Jahrhundert malten viele Künstler Landschaftsbilder und Naturdarstellungen, bevor sich der Trend hin zu Stadtansichten und einzelnen Gebäuden entwickelte.


Das Malen einer Stadtvedute stellte weit mehr Herausforderungen dar als die Darstellung einer ruhigen Naturlandschaft – mit Ausnahme von bewegten Elementen wie fließendem Wasser oder Wasserfällen. Neben den richtigen Proportionen galt es, das Leben der Stadt einzufangen, das sich ständig bewegte. Bekannte Vedutenmaler wie Bernardo Bellotto oder Giovanni Battista Piranesi meisterten es, das lebendige Geschehen um ihre Hauptmotive perfekt einzufangen und künstlerisch in ihren Werken darzustellen.


Wer kann schon mit Sicherheit behaupten, dass es damals ein festes Standbild der Szene gab, das einfach abgemalt werden konnte? Vielmehr speicherten die Maler die Bewegung und Atmosphäre der Szenerie in ihrem Gedächtnis ab und übertrugen sie anschließend mit Pinsel und Farbe auf die Leinwand.


Fuhr das Boot mit zwei Insassen an jenem Tag wirklich an Bernardo Bellotto auf der Elbe vorbei? Unterhielten sich tatsächlich zwei Personen genau in dieser Weise und trugen sie exakt die von ihm gemalte Kleidung? Wir wissen es nicht. Vielleicht war es eine exakte Wiedergabe, vielleicht eine künstlerische Interpretation.


Wichtiger als die Frage nach der historischen Genauigkeit ist jedoch die Perfektion, die diese Kunstform widerspiegelt. Bellottos Gemälde erzählt die Geschichte des Dresdner Stadtbildes im 18. Jahrhundert. Der Turm ist noch mit einem Traggerüst bedeckt, das Wasser spiegelt die Architektur der Brücke sowie die Proportionen des Turms perfekt wider. Am gegenüberliegenden Ufer legen Arbeiter mit einem Boot an und liefern Baumaterial, während im Vordergrund die Bewohner der Stadt im regen Austausch stehen.


Quelle: Projekt Baker Blox von ARC VIZ DESIGN


Bei der Erstellung einer 3D-Visualisierung geht es ebenfalls darum, Stadtansichten oder Gebäude realitätsgetreu darzustellen. Heute sorgt jedoch spezielle Software dafür, dass Proportionen exakt wiedergegeben werden. Der Prozess ist anders: Die Sonne kann mit einem Klick in Position und Belichtungsstärke angepasst werden, die Kamera lässt sich verschieben, um eine neue Perspektive zu erzeugen – während früher für jede neue Ansicht ein komplett neues Gemälde entstehen musste.


Doch wer glaubt, dass es nur eines Klicks bedarf, um eine perfekte Visualisierung zu erstellen, irrt. Der Weg dorthin erfordert viel Vorbereitung. Während das Malen einer Stadtvedute eine ruhige Hand und Erfahrung mit Farben und Proportionen erforderte, muss ein 3D-Künstler ebenso ein Gespür für Licht, Perspektive und Details entwickeln. Er muss wissen, wie sich Naturgesetze verhalten, um seine Darstellung lebendig und überzeugend zu gestalten.


Zwar sind Klicken, Ziehen und Verschieben auf den ersten Blick einfacher als das stundenlange Malen mit Pinsel und Farbe – doch auch digitale Kunst erfordert ein hohes Maß an Können. Besonders wenn man bedenkt, dass früher Künstler Wind und Wetter ausgesetzt waren, um Proportionen, Farben und Emotionen in ein einziges Bild zu bannen.



Heute ersetzt Software viele Techniken der alten Meister: Pinsel- und Maltechniken sind als digitale Werkzeuge hinterlegt und lassen sich in Sekundenschnelle auswählen. Es bedarf keiner Farbmischung von Ölfarben mehr, und in der digitalen Welt trocknet Farbe nicht an, wenn der Computer ausgeschaltet wird.


Ich habe höchsten Respekt vor den alten Techniken und den Künstlern jener Zeit. Ihre Werke sind der Ursprung heutiger Visualisierungsmethoden. Sie haben mir etwas Entscheidendes gelehrt: Eine Stadt- oder Gebäudeansicht wird erst dann lebendig, wenn sie Emotionen transportiert und für jeden Betrachter eine eigene Geschichte erzählt.


Wer nun behauptet, dass heute alles nur noch ein einfacher Klick ist und der Rest vom Rechner erledigt wird, der irrt. Die Mittel haben sich geändert – statt Ölfarben, Pinseln und Leinwänden brauchen wir heute leistungsstarke Computer, Monitore, Texturen und 3D-Modelle. Doch das Prinzip bleibt dasselbe: Es geht darum, Architektur nicht nur abzubilden, sondern sie zum Leben zu erwecken.


Der Vorteil der Digitalisierung liegt darin, dass eine einmal modellierte Szene genügt, um verschiedenste Perspektiven zu visualisieren. Doch am Ende bleibt es eine Kunst – damals wie heute.

 
 
 

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